Auch in deutschen Museen in Berlin, Leipzig, Dresden oder Hamburg befinden sich hunderte Benin-Bronzen – aus problematischen Erwerbskontexten. Einige davon sollen nächstes Jahr im Humboldt Forum gezeigt werden, andere sollen an Nigeria verliehen werden.
Über den jüngst erzielten Kompromiss zwischen europäischen Museen und nigerianischen Partnern, Benin Bronzen in europäischem Besitz in einem noch zu bauenden Museum in Benin City als Leihgaben auszustellen, sprach DLF Kultur mit Prof. Dr. Jürgen Zimmerer. Im ausführlichen Interview beurteilt Zimmerer den offenbar erzielten Kompromiss im Umgang mit diesen Objekten als wichtigen ersten Schritt, weil er zeige, dass in den europäischen Museen damit anerkannt werde, dass der Besitz der Benin-Bronzen und deren Provenienzen hochproblematisch sind.

Dieser Schritt dauerte Zimmerer zufolge so lange, „weil sich die europäischen Museen, in denen sich zehntausende von kolonialen Raubobjekten befinden, sehr schwertun, das anzuerkennen und sich auf die Position stellen, dass nicht alles geraubt ist“, oder dass die Provenienzen ungeklärt seien.
Zimmerer geht davon aus, dass vor dem Hintergrund der geplanten herausgehobenen Rolle der extrem wertvollen und spektakulären Benin-Bronzen im Berliner Humboldt Forum Druck aufgebaut wurde, der den nun erzielten Kompromiss begünstigte. Doch Zimmerer erinnert daran, dass im Unterschied zu Frankreich in Deutschland die große politische Entscheidung, die für die Rückgabe von Raubkunst notwendig ist, bisher ausgeblieben ist.
„Wir müssen diese ganze Geschichte endlich offensiv aufarbeiten“, fordert er und hofft, dass dieser Kompromiss zwischen europäischen Museen und nigerianischen Partnern als wichtige Geste den Auftakt für eine weitere Auseinandersetzung markiert.

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