Jonas Ehrsam ist seit Dezember 2018 Stipendiat an der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“. Als einer von drei DoktorandInnen im Projekt „The Benin Bronzes. Globalising the Colonial Looting of Art“ arbeitet er gemeinsam mit Isabel Eiser und Idahosa Ojo und befasst sich mit dem Handel der 1897 bei der Zerstörung des Palastes des Oba von Benin geplünderten  „Benin-Bronzen“.

Seit dem Raub durch britische Truppen wurden die Objekte (ihre Anzahl wird auf mehrere tausend geschätzt) sowohl durch Museen, als auch durch private Sammlerinnen und Sammler zu Spitzenpreisen gehandelt.  Auf dem Markt erscheinen sie dabei als hybride Objekte, teils charakterisiert als Ethnografika, teils als Kunstwerke. Im Fokus des Forschungsvorhabens steht sowohl die strukturelle Analyse der Handelsnetzwerke und der hier Agierenden, als auch die Untersuchung  der Konditionen und der langfristigen Effekte dieses Handels. Das Dissertationsvorhaben wird durch Prof. Dr. Zimmerer betreut und ist durch ein Stipendium der Gerda Henkel Stiftung gefördert.

(c) Foto: Jonas Ehrsam

Jonas Ehrsam hat in Hamburg Sozialökonomie mit dem Schwerpunkt Soziologie studiert, anschließend hat er den Master im interdisziplinären Studiengang Ökonomische und Soziologische Studien abgeschlossen. Dieser Studienverlauf eröffnete eine langjährige Auseinandersetzung mit historischen Formen des Rassismus unter besonderer Beachtung sozioökonomischer Aspekte, sowie mit der Geschichte des deutschen Kolonialismus hinsichtlich politischer, kultureller und sozialer Fragestellungen (unter anderem bei Prof. Dr. Wulf D. Hund).

Mit der Untersuchung der Handelsgeschichte der Benin-Bronzen schließt Jonas Ehrsam hier an. Die Forschung zu diesem spezifischen Aspekt der Diaspora-Geschichte der Benin-Objekte soll das Wissen über deren vornehmlich außer-afrikanische Geschichte nach 1897 um wichtige Erkenntnisse erweitern. Dass im Zuge dessen hochaktuelle Fragen um politische Verantwortung, um die Bedeutung kulturellen Erbes und um das hiesige Verhältnis zur ‚eigenen‘ deutschen Kolonialgeschichte Beachtung finden, ist für das Forschungsvorhaben kein Hindernis, sondern vergegenwärtigt die große Wichtigkeit des Themas.