Die Ausstellung ‚Oviziere-Somgu: From Where Do We Speak?‘  über die Auseinandersetzung mit der deutsch-namibischen Geschichte und insbesondere den Genozid der Jahre 1904-1908 eröffnete vergangene Woche in der National Art Gallery of Namibia (NAGN). Prof. Dr. Jürgen Zimmerer sprach mit Deutschlandfunk Kultur: Fazit über die von der Gerda Henkel Stiftung geförderte Ausstellung, die auf einem von der Forschungsstelle ‚Hambugs (post-)koloniales Erbe‘ initiierten Kunst- und Geschichtsprojekt beruht.

Das Projekt beschäftigt sich mit historischen Fotografien aus Namibia, zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine deutsche Kolonie, die heute in deutschen Museen lagern. Diese Bilder zeigten zahlreiche Menschen, die unter der Kolonialherrschaft lebten, über die aber nur wenig bekannt sei. „Wir wissen noch nicht einmal, ob sie eingewilligt haben, fotografiert zu werden.“, so Zimmerer im Interview. Um die Bilder vom kolonialen Blick zu befreien, setzten sich die jungen namibischen Künstler*innen mit den Fotografien auseinander und bearbeiteten sie zu Kunstwerken. „Eine Aneignung der Fotografien durch die Nachkommen der Fotografierten“ ermögliche den objektifizierenden Charakter der kolonialen Bilder zu brechen, erklärte Zimmerer. Abschließend betonte er die Notwendigkeit, dass an Projekten zur Aufarbeitung des Kolonialismus Akteure aus dem globalen Süden auf Augenhöhe mitwirken und die Forschungsergebnisse auch dort zugänglich gemacht werden.

Ebenfalls Thema des Gesprächs war die Debatte über den schlechten Zustand der Museumsdepots deutscher ethnologischer Museen. Dass den Museen die Mittel für diese grundlegende Aufgabe fehlten, sei zwar schockierend. Dass die bessere Bewahrung der Objekte in Europa gegen eine Restitution spräche, sei aber angesichts etwa der immensen Verluste in den Weltkriegen ohnehin nur ein „vorgeschobenes Argument, um der Restitution auszuweichen“.

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