Raubkunst aus der NS-Zeit ist in aller Munde. Zunehmend macht sich jedoch die Erkenntnis breit, dass Fragen nach Herkunft und rechtmäßigem Besitz, und gegebenenfalls nach Restitution unrechtmäßig erworbener Güter, auch an koloniale Sammlungen zu stellen sind. Unterschiedlichste Objekte, insbesondere die noch in vielen Museen und Sammlungen vorhandenen menschlichen Überreste (Human Remains), aus ehemaligen Kolonien konfrontieren Museumsmacher wie Öffentlichkeit mit diesem kolonialen Erbe. Wie jedoch damit umgehen, wenn oftmals kaum Informationen zum Erwerbungskontext vorliegen? Prof. Dr. Jürgen Zimmerer plädiert für eine radikale Umkehr der Beweislast, um dem Unrechtscharakter des Kolonialismus Rechnung zu tragen: „Koloniale Objekte stehen unter dem Verdacht, unrechtmäßig erworben zu sein, bis das Gegenteil bewiesen ist.“

Auf der Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes zum Thema „Die Biografie der Objekte. Provenienzforschung weiter denken“ am 4. Mai 2015 im Ruhr Museum auf dem Welterbe Zeche Zollverein, Essen, stellte er diese Ideen zur Diskussion. Wir veröffentlichen sie hier mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Museumsbundes in der Form, wie sie auch in „Museumskunde“, der Zeitschrift des Deutschen Museumsbundes veröffentlicht wurden.

Zimmerer, Jürgen: Kulturgut aus der Kolonialzeit – ein schwieriges Erbe? In: DEUTSCHER MUSEUMSBUND (Hrsg.), Museumskunde, Band 80, 2/2015, Berlin 2016, S. 22–25.