Über die Hintergründe der zögerlichen Haltung der Bundesregierung in den Verhandlungen mit Herero und Nama sprach Prof. Dr. Jürgen Zimmerer anlässlich der Reise von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller nach Namibia. Dass Gespräche Müllers mit einzelnen Herero und Nama zielführend seien, bezweifelte Zimmerer: „Die Gefahr ist groß, dass die überwiegende Mehrheit der Herero und Nama verärgert wird.“ Die offiziellen Vertreter von Herero und Nama würden etwa seit Jahren nicht berücksichtigt, stattdessen nur mit der Namibischen Regierung verhandelt. Die Reaktion der Nama Traditional Leaders Association bestätigte diese Einschätzung.

Die Angst vor Reparationszahlungen an die Herero und Nama bilden den Grund, wieso die Verhandlungen zwischen deutscher und namibischer Regierung stocken, so Zimmerer. Die Anerkennung als Genozid versuche die Bundesregierung zu vermeiden, da sie einen Präzedenzfall für andere afrikanische Staaten schaffen und auch Entschädigungsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg betreffen könnte. Eine einfache Entschuldigung ohne Entschädigungen könne aber keine Lösung darstellen, denn: „Der Genozid ist kein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte“ Nicht nur hatten Herero und Nama Zehntausende Opfer zu beklagen, auch ihr Land wurde an deutsche Siedler vergeben, deren Nachfahren es teils heute noch kontrollieren. Daher sei der Genozid an Herero und Nama ein Kapitel der kolonialen Ausbeutung, von der Europa wirtschaftlich bis heute profitiert.