Die Verhandlungen um eine Entschuldigung Deutschlands für den Genozid an Herero und Nama stocken, die deutsche Seite spricht nicht direkt mit allen Beteiligten und verzögert so die notwendige historische Aufarbeitung – so Prof. Dr. Jürgen Zimmerer in seinem Vortrag vor der Katholischen Akademie in Bayern, der jetzt als Beitrag in der Zeitschrift zur debatte erschien. Stattdessen sei aufgrund der erinnerungspolitschen Bedeutung des Themas eine „breite politische und zivilgesellschaftliche Diskussion“ erforderlich.

Angesichts der bis in die Gegenwart reichenden Folgen des Genozids schildert Zimmerer den historischen Hintergrund: In den ersten Jahren nach der offiziellen Kolonisierung 1884 wurde kein Versuch einer flächendeckenden deutschen Verwaltung übernommen – wie Zimmerer betont, widerspricht dies klar der kolonialapologetischen These, dass die Kolonisierung den Kontinent befrieden sollte. Erst langsam stieg durch Konflikte die militärische Präsenz, bis der wachsenden Flächen- und Ressourcenverbrauch der einzigen deutschen Siedlungskolonie über weitere Auseinandersetzungen 1904 in den Krieg führten.

Nach ersten Erfolgen der Herero konnten zusätzliche deutsche Truppen die Oberhand erringen und im August 1904 unter Kommando von Lothar von Trotha die Herero am Waterberg schlagen. Der Vernichtungsbefehl von Trothas leitete die „genozidale Phase“ des Krieges ein, in der die Herero systematisch von der Wasserversorgung abgeschnitten, teils direkt getötet oder in Konzentrationslager – so der zeitgenössische Begriff – gesperrt wurden. Auch der Guerilla-Widerstand der Nama in den Jahren 1904 bis 1908 konnte nur kleinere Erfolge verbuchen. Insgesamt starben Zentausende Herero und Nama. Bis heute Bedeutend ist, so Zimmerer, die dabei erfolgte Zerstörung der Gesellschaftsstrukturen mit Raub des verbliebenen Landes mit Etablierung einer „rassische[n] Privilegien-Gesellschaft“ und Ausbeutung der Arbeitskräfte durch die Kolonialmacht. Bis heute sei daher ein Großteil des Landes in Namibia in der Hand der weißen Bevölkerung. Daher müsste eine Aussöhnung auch diese sozioökonomischen Folgen in den Blick nehmen – sonst bliebe jede Entschuldigung „leere Rhetorik“.

Zum Beitrag: https://www.kath-akademie-bayern.de/mediathek/debatten/debatte/der-voelkermord-in-deutsch-suedwestafrika.html