Die Auseinandersetzung mit kolonialen Denkmälern betrifft Hamburg als eines der wichtigsten Zentren des deutschen Kolonialismus ganz besonders – und das schon seit Jahrzehnten. Zur Situation in Hamburg, aber auch den aktuellen Debatten allgemein interviewten die Zeit und die ARD Kim Sebastian Todzi, der zur deutschen Kolonialgeschichte und ihrer Erinnerung forscht.

Im ARD-Morgenmagazin wird Todzi gemeinsam mit Kodjo Valentin Glaeser (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, ISD) befragt. Todzi fordert somit nicht nur für das Hamburger Bismarck-Denkmal: „Diesem Erbe muss man sich eben stellen und deswegen ist eine kritische Auseinandersetzung mit denjenigen, die das vorbereitet und politisch verantwortet und davon profitiert haben, unerlässlich.“ (Ausführlicher zur aktuellen Debatte in Hamburg)

Die Auseinandersetzung mit kolonialen Denkmälern betrifft Hamburg als eines der wichtigsten Zentren des deutschen Kolonialismus ganz besonders – und das schon seit Jahrzehnten. Im Interview mit der Zeit spricht Todzi über die Stürze der Denkmäler für Hermann von Wissmann und Hans Dominik an der Universität Hamburg, zu denen der Projektverbund „Forschungsstelle ‚Hamburgs (post-)koloniales Erbe‘“ eine Podcast-Reihe mit Zeitzeug*innen- und Expert*inneninterviews veröffentlicht hat. Studierende der Universität stürzten 1968 die Statuen der beiden Kolonialoffiziere, woraufhin die Universität letztendlich auf eine Wiederaufstellung verzichtete.

In der Öffentlichkeit stieß diese Form des Protests auf erhebliche Kritik, ein echter Impuls für eine Aufarbeitung des Kolonialismus erfolgte jedoch nicht, so Todzi. Obwohl schon seit dem frühen 20. Jahrhundert oppositionelle Stimmen gegen den deutschen Kolonialismus zu hören waren, dauerte es daher bis zu den Auseinandersetzungen um den sogenannten Tansania-Park um die Jahrtausendwende, bis das Thema in Hamburg größere Aufmerksamkeit erhielt. Für diese und weitere Denkmäler fordert Todzi, dass eine intensivere Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte erfolgt. Kleine Plaketten oder Informationstafeln würden hier nicht ausreichen, stattdessen sei etwas nötig, das „bricht mit den Sehgewohnheiten“. Diese Auseinandersetzung mit der Erinnerung an den Kolonialismus weise grundlegende Bedeutung auf, denn: „Statuen, Monumente und Denkmäler sind eine Form der Herrschaft über den öffentlichen Raum. In der Demokratie müssen wir uns damit befassen, wen und was wir ehren wollen.“

Zum Zeit-Interview: https://www.zeit.de/hamburg/2020-06/koloniale-denkmaeler-denkmalsturz-restauration-kolonialismuskritik