In einem ausführlichen Interview mit dem rbb-Kulturradio (Kirsten Dietrich) spricht der Leiter der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“, Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, über die Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus.

In dem Interview spannt Zimmerer einen großen Bogen, von der Beteiligung deutscher Söldner an den ersten Kolonisierungsfahrten der Spanier nach Amerika über die Aufteilung Afrikas unter den europäischen Kolonialmächten, den Völkermord an den Herero und Nama, bis zur Debatte über das Humboldt Forum und die Aufarbeitung des Kolonialismus in Europa.

„Die postkolonialen Debatten sind die zentralen Identitätsdebatten Europas in der Gegenwart. Deshalb gibt es auch Widerstand. Es geht ja um die Geschichte Deutschlands, um die Geschichte Europas in den letzten sechshundert Jahren und um die Position moralischer Auserwähltheit“, so Zimmerer. „Wenn ich sage, Europa steht für die Menschenrechte und die Aufklärung, dann habe ich eine herausgehobene moralische Position, die vielleicht darüber hinwegtäuscht, wie die ökonomischen Beziehungen zugunsten Europas verlaufen. Wenn ich dagegen sage, das ist die Verbrechensgeschichte, die auch dazu gehört, dann verliere ich diese moralische Position. Und da wir in Zeiten der Verunsicherung leben, sind das ganz heftige Debatten.“

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