Caroline Herfert ist seit 2016 Teil unseres Teams und untersucht in einem von der ZEIT-Stiftung geförderten Projekt „Die Inszenierung des Anderen“ die Verhandlung kolonialer Vorstellungswelten in der Hamburger Theaterlandschaft im Deutschen Kaiserreich und darüber hinaus. Sie beschäftigt sich jedoch nicht nur mit Theatergeschichte, sondern auch mit der gegenwärtigen Theaterszene: Anlässlich von „Theater der Welt“ in Hamburg (2017) konzipierte sie unsere Reihe #Angedockt und begleitete das internationale Festival intensiv mit einer Reihe von Beiträgen.

Foto: (c) Gerald Tschank

Caroline Herfert studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Arabistik in Wien. Früh interessierte sie sich für Cultural Studies und Postcolonial Studies und spezialisierte sich auf kulturhistorische Forschung im 19. und 20. Jahrhundert. Zu ihren Forschungs- und Interessensschwerpunkten zählen Theater und Unterhaltung im späten 19. Jahrhundert, Kultur- und Theatergeschichte Wiens und Hamburgs, Theater und Wissenschaft im NS und dessen Aufarbeitung in Österreich sowie Fach- und Wissenschaftsgeschichte von Theaterwissenschaft und Orientalistik.

Während dem Studium wirkte sie am wissenschaftshistorischen Ausstellungsprojekt „‚Wissenschaft nach der Mode‘? Die Gründung des Zentralinstituts für Theaterwissenschaft an der Universität Wien 1943“  (2008) mit und erarbeitete  die Quellengrundlage für das Symposium „Theater für Eliten? Das Theater in der Josefstadt 1938“ (2008). 2009-2011 war sie Mitarbeiterin des Don Juan Archiv Wien; 2011-2014 führte sie ihr Dissertationsprojekt als DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Projektmitarbeiterin am tfm | Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien durch, wo sie 2015 promoviert wurde.

Bereits ihre Diplomarbeit (2009) untersuchte ein Kapitel Wiener Theater- und Kulturgeschichte an der Schnittstelle von Theaterwissenschaft und Orientalismusforschung, indem sie die Rezeption des „Wiener Türken“ Murad Efendi (1836-1881), einem österreichischstämmigen Autor und Diplomaten des Osmanischen Reiches, nachzeichnete. In ihrer Dissertation, die unter dem Titel Orient im Rampenlicht erschien, vertiefte sie die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen ‚Orient‘ und ‚Okzident‘ in Wien um 1900.

Die Studie untersucht die ambivalente Wahrnehmung des sogenannten Orients in Wien zwischen 1869 und 1918 und die Rolle von Theatralität im Orientalismusdiskurs: Sie analysiert österreichische Vorstellungen von Orient im Kontext der europäischen Orientmode und rückt dabei die Inszenierung des Anderen in Theater und Unterhaltung im Spannungsfeld zwischen Faszination, Spott und Verachtung in den Fokus. Damit wirft Caroline Herfert nicht nur postkoloniale Perspektiven auf Theatergeschichte, sondern eröffnet auch andere Sichtweisen auf Wiener Kulturgeschichte, die koloniale Vergangenheit der Habsburgermonarchie sowie die Pflege des kulturellen Gedächtnisses in Österreich.